„Wir wollen das Haus und seine Bewohner verstehen lernen“

Start-up Interview – 12. Feburar 2025

Mit Next Kraftwerke hat Gründer Jochen Schwill eines der größten virtuellen Kraftwerke Europas aufgebaut. Nun will er mit SpotmyEnergy Prosumern den Zugang zu flexiblen Tarifen erleichtern.

Was macht Ihr 2023 gegründetes Start-up SpotmyEnergy?

Jochen Schwill, SpotmyEnergy

Wir vernetzen Autos, Wallboxen, Wärmepumpen und kleine Batteriespeicher in Haushalten. Das ist ein riesiges Potenzial, das wir in das Energiesystem integrieren möchten. Unsere Lösung umfasst einen Smart Meter, ein Energiemanagementsystem sowie einen dynamischen Stromliefervertrag. Damit können wir messen, wann wieviel Strom verbraucht wird, über das Energiemanagementsystem werden die Geräte gesteuert und der Stromliefertrag ist die Abrechnungsgrundlage des Ganzen. So können Verbraucher flexibel agieren, etwa ihr Auto nachts günstig mit Strom aus dem Netz laden, wenn wir gerade viel Windenergie haben. Unser Algorithmus optimiert dabei den Ladezeitpunkt.

Seit Anfang 2025 muss in Deutschland jeder Energieversorger einen dynamischen Tarif anbieten. Heißt das, dass der Wettbewerb stark zunehmen wird?

Ja, wir brauchen diese Tarife, um auf den Ausbau der Erneuerbaren zu reagieren. Wir erwarten bis 2030 über 200 Gigawatt an Photovoltaik-Installationen. Bei einer Spitzeneinspeisung ist das ungefähr dreimal mehr als wir bislang im Sommer in ganz Deutschland an Strom verbrauchen. Wir müssen es schaffen, dass der Verbrauch möglichst während dieser Erzeugungsspitzen stattfindet und gleichzeitig versuchen, die Zeiten der Spitzenlasten zu entzerren. Studien prognostizieren, dass bis 2030 etwa 40% der Haushalte solche Tarife nutzen werden.

Um solche Tarife nutzen können, brauchen wir Smart Meter. Dabei liegen wir in Deutschland aber weit zurück. Woran liegt das?

Ich glaube, es sind verschiedene Faktoren, warum der Rollout bisher immer ins Stocken geraten ist. Im Wesentlichen waren die Hürden einfach zu groß. Inzwischen wurde vieles vereinfacht und bessere Anreize gesetzt. Einen Großteil der Kosten für den Smart Meter trägt jetzt der Netzbetreiber, sodass dass es für den Kunden nicht teurer wird. In gewissen Fällen spart der sogar noch, etwa, wenn er mit einer steuerbaren Verbrauchseinrichtung wie einer Wärmepumpe, reduzierte Netzentgelte bezahlt.

Die Gründung von Next Kraftwerke liegt jetzt rund 15 Jahre zurück. Welche Vision haben Sie mit Ihrem neuen Unternehmen, wenn Sie ebenso weit in die Zukunft blicken?

Ähnlich wie das große amerikanische Tech-Konzerne über ihre Mobilgeräte machen, wollen wir das Haus und seine Bewohner verstehen lernen. Dann können wir zum Beispiel das Haus heizen, bevor die Bewohner nach Hause kommen oder das Auto laden, bevor sie wieder wegfahren. Dabei berücksichtigen wir den Sonnenschein und den Inflow von Photovoltaikelektronen in das Haus; das alles auf Basis künstlicher Intelligenz.

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