Wie Privatverbraucher auf clevere Art und Weise in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr autark werden – und für Installateure und Systemanbieter neue Geschäftsmöglichkeiten entstehen.
19,3 Millionen – das ist die Anzahl von Wohngebäuden in Deutschland. Mehr als die Hälfte davon muss in den kommenden 20 Jahren saniert und mit Photovoltaik (PV) ausgestattet werden. Doch nicht nur in Deutschland, sondern auch auf europäischer Ebene spielen Wohnhäuser eine zentrale Rolle beim Solarausbau. Dabei werden die mit Solaranlagen gezierten Gebäude zunehmend mit Speichern bestückt, was vermehrt zum Standard für Neuinstallationen wird. Grund dafür ist, dass diese Kombination eine bedarfsgerechte Nutzung des erzeugten Solarstroms erlaubt.
In Europa werden zunehmend neu installierte PV-Anlagen mit einem Speicher ausgerüstet. Der europäische Branchenverband SolarPower Europe erwartet dabei bis 2026 einen Anstieg der gesamten Speicherkapazität auf 32,2 Gigawattstunden, was der Versorgung von knapp vier Millionen europäischen Haushalten entspricht.
Der Solarstrom ist erzeugt und gespeichert, doch wofür kann er neben der Versorgung in den Wohnräumen noch genutzt werden? Beispielsweise beim E-Auto. In Europa waren 2023 rund 15 Prozent aller Neuzulassungen batterieelektrisch angetriebene Pkws. Für diese kommt die Kombination aus PV und Speichern voll zum Tragen: So geht etwa der „Masterplan Ladeinfrastruktur“ der deutschen Bundesregierung davon aus, dass rund 85 Prozent der Ladevorgänge zu Hause oder am Arbeitsort stattfinden. So können im Heimsystem mit dem erzeugten Solarstrom batteriebetriebene Autos kostengünstig und klimaschonend geladen werden.
Aber auch wärmen lässt es sich mit dem erzeugten Solarstrom – beispielsweise durch den Betrieb einer Wärmepumpe. So wurden in Deutschland im vergangenem Jahr 51 Prozent mehr Wärmepumpen im Vergleich zum Vorjahr verkauft. Mit der Verabschiedung des EU Wärmepumpen Aktionsplans wird auf europäischer Ebene diese Entwicklung weitergehen.
Die Kombination aus PV-Anlage, Heimspeicher, E-Auto und Wärmepumpe bildet somit einen wirksamen Verbund stromerzeugenden, -speichernden und -verbrauchenden Einheiten.
Das nahtlose Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten ist essenziell, eine reibungslose Kommunikation zu gewährleisten. Die Branche bietet eine breite Palette an Komponenten – von PV-Anlagen über intelligente Wallboxen und Smart Meter bis hin zu Energiemanagementsystemen, skalierbaren Batteriespeichern, multifunktionalen Wechselrichtern und Wärmepumpen. Im Zentrum stehen Produkte, die nutzerfreundlich, effizient, vielseitig einsetzbar und leicht integrierbar sind.
Ein umfassendes Energiesystem erfolgreich aufzubauen, erfordert aber nicht nur die Interaktion zwischen den einzelnen Komponenten, sondern auch eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Elektrohandwerk, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) sowie noch weiteren Gewerken. Denn es erfordert Kenntnisse über die eines Solarteurs oder Elektrikers hinaus, wie man aus den einzelnen Komponenten einen effektiven Verbund schafft. Gleichzeitig eröffnen sich durch die immer größere Nachfrage neue Geschäftsmöglichkeiten, die es zu bedienen gilt.
Um eine erneuerbare Energieversorgung 24/7 realisieren zu können, benötigt das Stromsystem ein großes Maß an Flexibilität. Flexible Kleinverbraucher mit eigenen Heimenergiesystemen können einen großen Beitrag dazu leisten, Stromerzeugung und -verbrauch im Gleichgewicht zu halten und gleichzeitig ihren Eigenverbrauch kostengünstig zu optimieren. Ein Heimenergiemanagementsystem (HEMS) ist dabei entscheidend. Es hilft dabei, den Stromverbrauch zu optimieren, indem es beispielsweise den Betrieb von großen Verbrauchern wie Elektroautos oder Wärmepumpen so steuert, dass bevorzugt der selbst erzeugte Solarstrom genutzt wird. Die meisten HEMS lassen sich digital überwachen und individuell anpassen. Es gibt verschiedene HEMS auf dem Markt, die sich in ihrer Kompatibilität mit verschiedenen Geräten und ihrer Leistungsfähigkeit unterscheiden. In Europa waren zum Jahresende 2022 etwa 950.000 HEMS installiert. Bis 2027 könnten es fünf Millionen werden, so die Schätzung des Marktforschungsinstituts Berg Insight.
Dynamische Stromtarife sind eine weitere Möglichkeit, um Angebot und Nachfrage besser zu koordinieren. Dabei orientiert man seinen Verbrauch an den aktuellen Strompreisen, die sich je nach Angebot und Nachfrage ändern. So können beispielsweise E-Autos und Wärmepumpen dann geladen und betrieben werden, wenn der Strom aus dem Netz gerade besonders günstig verfügbar ist. Die Strommarktreform der EU sieht vor, dass die Mitgliedstaaten zukünftig die Energieversorger verpflichten müssen, dynamische Stromtarife für Privatverbraucher anzubieten. Polen beispielsweise setzte diese Verordnung bereits seit 2023 um.
Voraussetzung für die Umstellung auf einen dynamischen Stromtarif ist der Einbau eines Smart Meters, um den Verbrauch zu den verschiedenen Zeiten erfassen und abrechnen zu können. Wie viel Geld man damit spart, ist individuell sehr unterschiedlich. Eine Studie von r2b Energyconsulting berechnete unter idealen Bedingungen im Winter bis zu 88 Prozent Senkung der Ladestromkosten für ein Elektroauto.
Neueste Trends und Innovationen aus dem Bereich PV, Speicher, E-Mobilität und Wärmepumpen präsentiert The smarter E Europe, Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft. Auf 206.000 Quadratmetern präsentieren hier 2.800 Aussteller ihre Lösungen und Produkte für eine erneuerbare Energieversorgung in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Erwartet wird dabei ein Fachpublikum von 115.000 Besuchern aus aller Welt. The smarter E Europe findet vom 19. bis 21. Juni in München statt und vereint die vier Fachmessen Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Auf den Messen lernen Besucher die neuesten Anwendungen und intelligente Kombinationslösungen kennen. Diese können ihr Fachwissen zum Thema auf den vier begleitenden Konferenzen, bei sieben thematischen Messeforen sowie zahlreichen Side-Events erweitern.
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