Best-Practice-Beispiel: CO2 sprudelt hier nur noch aus dem Mineralwasser

Best Practice – Mittwoch, 23. September 2020

Mineralwasserproduzent Ensinger setzt auf Nachhaltigkeit in allen Belangen

Ensinger ersetzte seine Propangas- durch Elektrostapler. Deren Batterien tragen dazu bei, Energie zu speichern und Lastspitzen auszugleichen.

Die Ensinger Mineral Heilquellen GmbH arbeitet seit diesem Jahr klimaneutral. Ein genaues Energiemanagement-System bildet dafür die Grundlage. Neben selbst erzeugtem Solarstrom und einer modernen, energieeffizienten Anlagentechnik liegt der Fokus aktuell auf einem intelligenten Lastmanagement, um den Energiebedarf weiter zu senken.
Bei der Ensinger Mineral Heilquellen GmbH sprudelt das CO2 seit diesem Jahr nur noch aus dem Mineralwasser. Das schwäbische Familienunternehmen in der vierten Generation ist klimaneutral, zertifiziert durch den TÜV-Rheinland. Gedanken um die Nachhaltigkeit habe man sich im Unternehmen schon in den 1990er Jahren gemacht, berichtet Geschäftsführer Frank Lehmann. Dabei sei die jetzt erreichte Klimaneutralität nur ein Baustein in Ensingers Nachhaltigkeitsbemühungen und habe sich eher nebenbei ergeben.

Energieeffizienz und Produktqualität gehören heute zusammen

Vor fast 30 Jahren sah die Mineralwasserproduktion noch anders aus als heute. Ganz auf Qualität ausgerichtet, habe man damals lieber ein bisschen mehr Energie verbraucht als weniger, wenn es der Sicherheit des Produktes diente. Die Qualität sei natürlich auch heute noch sehr wichtig, doch im Laufe der Zeit entwickelte sich immer mehr das Bewusstsein dafür, sparsam mit Energie umzugehen. Die Energieeffizienz ist allerdings nur ein Aspekt des Ensinger Nachhaltigkeitskonzepts. „Uns ist wichtig, Nachhaltigkeit insgesamt zu sehen“, betont Lehmann. Zu den drei Säulen des Konzepts gehört die soziale Komponente, wofür sich das Unternehmen für seine Mitarbeiter und das Miteinander vor Ort engagiert, beispielsweise durch das Sponsoring von Vereinen. Die zweite Säule ist die Ökologie. Und auch die dritte Säule, die Ökonomie, sei wichtig, führt Lehmann aus. Denn wenn es dem Unternehmen wirtschaftlich nicht gut gehe, würden auch der ökologische und soziale Aspekt des Nachhaltigkeitskonzepts wegfallen.

Daten erheben und Bewusstsein für Verbräuche schaffen

Seit 2012 betreibt Ensinger eine PV-Anlage auf seinen Firmendächern. Das Unternehmen würde gern noch mehr regenerativen Strom produzieren, um seinen Bedarf komplett selbst zu decken.

1997 hat das Unternehmen das Europäische Umweltmanagementsystem EMAS eingeführt und sich zertifizieren lassen, im Jahr 2000 folgte die Zertifizierung für das Umweltmanagement nach DIN EN ISO 14001, seit 2013 betreibt Ensinger ein Energiemanagement nach DIN EN ISO 50001. Bereits ein Jahr zuvor nahm der Mineralwasserproduzent eine PV-Anlage auf dem Firmendach in Betrieb mit einer Spitzenleistung von 999,7 kW. Dabei wollte man den Gedanken des Prosumenten umsetzen, und Strom selbst erzeugen und nutzen, der Rest werde nach dem EEG vermarktet, erklärt Lehmann.

Rein rechnerisch decke man mit der PV-Anlage den Strombedarf der Produktion, also im Kernbereich der Wertschöpfungskette. Doch das Unternehmen möchte mehr erreichen: „Die vollständige Eigenerzeugung unseres gesamten Strombedarfs ist nach wie vor eine Vision, die wir als Unternehmen erreichen wollen“, sagt Lehmann. Dafür komme in direkter Nähe zum Standort insbesondere PV in Frage. „Gerade die standortnahe Eigenerzeugung ist uns wichtig, da sie mit der Verwendung von Speicherlösungen interessante Modelle eröffnet für die Reduktion von Stromspitzen.“ Aktuell mangelt es aber am Platz, Lehmann hofft auf neue Flächen, wenn das Unternehmen in den nächsten Jahren wächst. Bis es soweit ist, kauft Ensinger Ökostrom aus Wind- und Wasserkraft zu.

Erneuerbare Energien nutzen und sparen

Während dieses Firmenauto elektrisch fährt, tanken die LKWs von Ensinger synthetischen C.A.R.E.-Diesel, um die Emissionen zu senken.

Regenerative Energien auszubauen, ist einer von drei Schritten in der Klimaschutzstrategie des Unternehmens, die man ab 2018 entwickelt habe. Dazu gehört unter anderem die Umstellung von Propangas- auf Elektrostapler, die 2016 begann, und die Einführung von C.A.R.E.-Diesel an der firmeneigenen Tankstelle 2017. „Das ist ein hydrierter, sehr hochwertiger, synthetischer Kraftstoff, der nahezu klimaneutral ist“, erläutert Lehmann, der den Kraftstoff im LKW-Bereich für vielversprechender hält als Elektro- oder Wasserstofftechnologie.

Ein ebenso wichtiger Schritt ist es, den Energieverbrauch zu senken. Hier habe das Unternehmen in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen durchgeführt, erzählt Lehmann: „Neben vielen kleineren Verbesserungen, z.B. durch die intelligente Steuerung des Raumklimas haben die Überarbeitung unseres Druckluftsystems, der Einbau einer neuen Flaschenreinigungsmaschine und die Verwendung moderner Motoren beim Betrieb von Förderbändern zu den größten Einsparungen geführt.“ Weitere Maßnahmen seien geplant: „Wir arbeiten kontinuierlich in unserem Umweltzirkel an weiteren Einsparmaßnahmen. Dabei verwenden wir einen Ideenspeicher bei dem Mitarbeitende und Führungskräfte Ideen einbringen können.“

Der Ersatz von Dienstreisen durch Videokonferenzen gehört schon länger zu den praktizierten Energiesparmaßnahmen bei Ensinger. „Wir haben uns bereits vor Corona gegenüber unseren Geschäftspartnern für die Nutzung von Video- und Telefonkonferenzen erfolgreich stark gemacht“, berichtet Lehmann. Dass Corona diese Entwicklung beschleunigt, begrüße man, und wolle sich auch in Zukunft dafür engagieren, Dienstreisen auf ein notwendiges Minimum zu begrenzen.

Neben dem Ziel, den Energiebedarf weiter zu verringern, fokussiert Ensinger sich auch weiterhin darauf, vorhandene Energie besser zu nutzen. Grundlage dafür sei das sehr genaue Energiemanagement. Dadurch wisse man, wann wie viel Strom benötigt werde und könne Lasten intelligent austarieren, zum Beispiel durch die Elektrostapler mit ihren Lithium-Ionen-Batterien.

Restemissionen kompensieren

Die hervorragende Datengrundlage durch das Energiemanagement-System war schließlich auch mitentscheidend dafür, dass es vom ersten Gedanken an Klimaneutralität 2018 bis zum TÜV-Zertifikat 2020 so schnell ging. Der TÜV Rheinland, mit dem Ensinger bereits mehrere Jahre zusammenarbeitet, berechnete aus den vorhandenen Daten den Corporate Carbon Footprint nach dem Greenhouse Gas Protocol. „Das ging sehr fix“, erinnert sich Lehmann, „der größte Aufwand war, ein geeignetes Projekt zu finden, mit dem wir außerhalb unseres Standorts die noch verbleibenden Emissionen reduzieren können.“ Die Wahl fiel auf die Sanierung von Trinkwasserbrunnen in Malawi, ein Projekt, das nach dem höchst möglichen Standard der Vereinten Nationen, dem „Gold Standard“, zertifiziert ist. Durch den verbesserten Zugang zu Trinkwasser muss schmutziges Wasser nicht mehr abgekocht werden. Das spart große Mengen an Feuerholz, welches klimaschädliches CO2 freisetzen würde.

Was Ensinger bei seinem Engagement für den Klimaschutz antreibt, und warum Lehmann nachhaltiges Wirtschaften als absolute Notwendigkeit sieht und keinesfalls als Geschäftsmodell für mehr Gewinn, das erfahren Sie in Folge 6 unseres The smarter E Podcasts.

Weitere Informationen: Ensinger

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