Individuelle Anlagentechnik mit intelligenter Steuerung sorgt für Wohlfühlwärme im Center Parcs Park Allgäu
Ferienanlagen benötigen viel Strom und Wärme, damit ihre Gäste sich jederzeit wohlfühlen. Wie sich die Energieversorgung in einem modernen Ferienpark ökonomisch und ökologisch sinnvoll umsetzen lässt, zeigt das Beispiel des neuen Center Parcs im Allgäu. Dort versorgt ein leistungsfähiges Multivalenzsystem mit individueller Anlagentechnik und standardisierten Komponenten die vielen Gebäude. Mit einer intelligenten Anlagensteuerung wird die Energie stets effizient genutzt.
Im Oktober 2018 eröffnete die Groupe Pierre & Vacances Center Parcs in Leutkirch ihren sechsten deutschen Center Parcs-Standort. Das Konzept des französischen Betreibers mit 1.000 Ferienhäusern und zahlreichen Indoor- und Outdoor-Angeboten kommt an: Bereits im ersten Betriebsjahr übernachteten 1,1 Millionen Gäste im Park Allgäu. Doch Wasser, Wärme und Wohlfühlatmosphäre für rund 5.000 Gäste täglich benötigen große Energiemengen. Sie erfordern eine sinnvoll dimensionierte energetische Infrastruktur mit hocheffizienten Erzeuger-, Speicher- und Verteiltechnologien.
Das heutige Ferienpark-Gelände musste zunächst passend für Center Parcs infrastrukturell erschlossen werden. Als Contracting-Partner baute der Energiedienstleister Techem nicht nur das Nahwärmenetz mit einer Trassenlänge von rund 30 km, sondern koordinierte auch die weiteren Aufgaben sowie den späteren Netzbetrieb. Er beauftragte den Energieanlagen-Entwickler YADOS aus Hoyerswerda damit, Technologie-Lösungen für drei Einsatzbereiche zu entwerfen: die Wärmeübergabe, die Trinkwassererwärmung und die Netz- und Anlagensteuerung. Zielvorgabe war ein stabiles, ökonomisches und umweltschonendes Energiemanagement. Die Größe des Projektes, ein enger Zeitplan und die zahlreichen unterschiedlichen Unterkunftstypen setzten hierfür anspruchsvolle Rahmenbedingungen.
Rund 100.000 m² Nutzfläche werden derzeit im Park Allgäu energetisch bewirtschaftet. Ein multivalentes Erzeugungssystems bietet – insbesondere bei einer derart hohen Wärmegrundlast – weitreichende Potenziale für eine ressourcenschonende und umweltentlastende Energieversorgung. Entsprechend setzten die Planer auf verschiedene Energiequellen, bestehend aus insgesamt drei Gas-Brennwertkesseln, einem Blockheizkraftwerk (BHKW) und einer Pellet-Anlage, ergänzt um einen Pufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von 100 m³. Die gesamte Anlage erzielt eine thermische Leistung von 17,476 MW, das BHKW erzeugt gleichzeitig 1,999 MW elektrische Energie und dient mit 57,1% der Gesamtwärmebereitstellung als Primärwärmequelle. Aufgrund ihres großen Gewichts mussten das BHKW und der Pelletkessel auf Betonpfahlbauten errichtet werden. Als logistisch und baurechtlich anspruchsvoll erwies sich auch die Aufstellung der 35 m hohen 5-zügigen Abgasanlage.
Der energetische Infrastrukturausbau des Standorts Leutkirch glich dem einer Kleinstadt. In elf verschiedenen Gebäudezuschnitten und einem breiten Ausstattungsspektrum – von der Comfort- bis zur Exklusive-Kategorie – spiegelt sich ein differenziertes Ferienhaus-Konzept für jede Zielgruppe wider. Die technische Lösung sollte für jede Unterkunft weitestgehend einheitlich sein und Raumwärme und Trinkwarmwasser nach individueller Vorgabe und situativer Abfrage jedes einzelnen Verbrauchers präzise bereitzustellen.
Die produzierte Wärme muss möglichst verlustfrei und je nach Bedarf dort ankommen, wo sie benötigt wird. Tiefe Rücklauftemperaturen optimieren den Wirkungsgrad des Gesamtsystems. Die Übergabetechnologie hat eine zentrale Funktion: Als regulierende Verbindungseinheit zwischen Heizungsanlage im Haus und der Anschlussleitung des Nahwärmenetzes gibt sie das Wärmemedium je nach aktueller Abnahmeanforderung, Temperatur und Druck weiter. Indem sie den jeweiligen Bedarf, die Außentemperatur sowie die festgelegten Zeit- und Komfortvorgaben berücksichtigt, berechnet die integrierte DDC-Regelung (Direct Digital Control) nun die erforderliche Vorlauftemperatur.
Bereits seit vielen Jahren sind YADOS-Übergabelösungen in unterschiedlichsten Bereichen mit sehr guten Effizienzleistungen im Einsatz. Aufgrund seiner besonderen Erfahrung in der objektbezogenen Anlagenplanung und -fertigung erhielt das Unternehmen auch den Auftrag für den Park in Leutkirch. Die Energiespezialisten konnten die Übergabetypen von ursprünglich neun auf fünf reduzieren und entwickelten für rund 800 der Ferienunterkünfte eine passgenaue Modifikation ihrer Wärmeübergabestation YADO|GIRO – die Kompaktversion YADO|GIRO C – als einheitliches Leitfabrikat. Erstmals in ihrer Firmengeschichte produzierten sie damit eine Individualausführung in Seriengröße. 200 Systeme des bereits vielfach eingesetzten Typs YADO|GIRO fertigten die Fachmonteure für die Unterkünfte mit höherer Wärmegrundlast – etwa für Wohnkonzepte mit größerem Raumvolumen und verbrauchsintensiver Ausstattung wie Sauna, Whirlpool etc.
Für alle Übergabetypen gab es einheitliche Vorgaben: Sie sollten leicht zu installieren und zu warten sein, wenig Platz benötigen, den thermischen Komfort sicherstellen und dabei möglichst energieeffizient sein. Ähnliche Kriterien galten auch für die Trinkwassererwärmungssysteme (TWE-Systeme). Die Entscheidung fiel zugunsten rücklaufoptimierter Durchfluss-Module, die neben der geforderten Energieeffizienz auch die hygienerechtlichen Vorgaben für öffentliche und gewerbliche Einrichtungen, u.a. gemäß Trinkwasserverordnung (TrinkwV, 2001), erfüllen.
Das Ergebnis dieser umfangreichen Maßgaben war die vereinfachte, standardisierte Variante der Übergabe-Version YADO|GIRO, deren Bauweise exakt den Erfordernissen vor Ort entspricht. So basieren die Anlagen unabhängig von ihrer Leistungsklasse alle auf identischen Hauptbestandteilen wie Umwälzpumpen, Wärmeübertrager, Primärventile, Absperrungen, Kommunikationsregelung und TWE-Regler. Dadurch vereinfachen sich Wartungsprozesse und der transparente Datenaustausch im operativen Betrieb. Auch die mittel- und langfristige Laufzeitplanung wird erleichtert, beispielsweise Einarbeitungs- und Übergabeprozesse bei Personalwechsel oder die oft kostenintensive Vorhaltung von Ersatzteilen, die sich durch die standardisierte Ausführung auf wenige Produkte reduzieren lässt.
Im Rahmen eines ganzheitlichen Energieeffizienz-Managements sind Übergabe- wie auch TWE-Technologien wirksame Bausteine für eine langfristig nachhaltige Gebäudebewirtschaftung. Um sie effektiv einsetzen zu können, bedarf es jedoch eines geeigneten übergeordneten Steuerungssystems (YADO|LINK). Als zentrales Regelsystem koordiniert dieses nicht nur Anlagen- und Komponentenleistung, um insbesondere in Spitzenlastzeiten einen stabilen Netzbetrieb zu gewährleisten. Ebenso sorgt es dafür, ökonomische Einsparmöglichkeiten auszuschöpfen und trägt somit nachhaltig zur Wettbewerbsfähigkeit bei. Je nach externen Faktoren (z.B. Wettereinfluss) und Nutzerverhalten optimiert das Steuerungssystem die Fahrweise der Anlage und die Ausregelung der Rücklauftemperaturen während des Netzbetriebs. Das System kann sich so flexibel und präzise an verändernde Bedarfsgrößen anpassen und sorgt dafür, dass die Energie effektiv genutzt wird.
Die neuesten Entwicklungen in Sachen Klimawandel bestimmen weiter den Diskurs um den Einsatz zukunftsfähiger Versorgungstechnologien. Verbrauchsintensive Versorgungsprojekte stehen unter dem Druck, mehr Energieeffizienz, ökologische Nachhaltigkeit und höchsten Komfort bei gleichzeitiger Kostenentlastung und solider Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bekommen. Der jüngste Park des französischen Betreibers Groupe Pierre & Vacances Center Parcs zeigt beispielhaft, wie weitentwickelte leistungsfähige Effizienztechnologien im Realbetrieb den komplexen Anforderungen gerecht werden können.
von Jürgen Schwausch, R&D Manager, YADOS GmbH
Weitere Informationen: Yados