Die Süwag betreibt im Neubaugebiet „Am Mainblick“ in Kelsterbach ein Quartier-Kraftwerk. Es versorgt 180 Reihenhäuser mit Wärme und Strom. Im Jahresmittel erreicht das Wohngebiet einen Stromautarkiegrad von 90%. Im Forschungsprojekt Enervator prüft der Energieversorger derzeit, ob sich der Autarkiegrad weiter erhöhen lässt, in dem die Energienachfrage an das Angebot angepasst wird.
Das Quartierkraftwerk umfasst ein BHKW, eine PV-Anlage, einen Erdgaskessel sowie zwei Wärmespeicher für Zeiten in denen besonders viel Wärme benötigt wird. Ein Batteriespeicher speichert Überschussstrom und stellt ihn in erzeugungsarmen Zeiten wieder zur Verfügung. An dem Forschungsprojekt nehmen 47 Familien teil. Ihr Energiebedarf wird über Smart Meter exakt erfasst. Eine eigens von Bosch programmierte Steuerungssoftware in der Energiezentrale des Wohngebiets flexibilisiert den Wärme- und Strombedarf in einem festgelegten Rahmen. Dafür sind die Häuser mit einem Smart-Home-System ausgestattet. Darüber kann die Steuerung zwei Heizköperthermostate und zwei Steckdosen in jedem Haus regulieren.
Die Heizkurve darf bei Bedarf um 1 Kelvin von dem gewünschten Temperaturniveau der Bewohner nach oben oder unten angepasst werden. An einer der gesteuerten Steckdosen hängt der Kühlschrank, dessen Intervalle für die Kühl- und Ruhezeiten so angepasst werden, dass der Stromverbrauch möglichst in die Zeit fällt, in der das Quartier-Kraftwerk überschüssigen Strom erzeugt und Stromspitzen vermieden werden.
Die zweite Steckdose können die Bewohner frei nutzen, sie wird allerdings zu bestimmten Zeiten, wenn die Stromnachfrage hoch ist, abgeschaltet und eignet sich zum Beispiel, um Batterien zu laden. Am höchsten ist die Stromnachfrage unter der Woche in den Abendstunden, am Wochenende tagsüber, wenn alle Bewohner zuhause sind. Dann kostet der Strom die Teilnehmer mit 22,35 ct/kWh fünf Cent mehr als in den übrigen, verbrauchsärmeren Zeiten. Zusätzlich stehen allen Bewohnern des Quartiers zwei Elektroautos zum Leihen zur Verfügung. Ihre Batterien werden mit Überschussstrom aufgeladen.
Enervator läuft noch bis März 2020. Gefördert wird das Projekt durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. (SP)
Weitere Informationen: Süwag