Schon ab 2025 will München so viel Ökostrom erzeugen, wie die Stadt verbraucht
Die Stadtwerke München (SWM) sind eines der größten kommunalen Versorgungsunternehmen Deutschlands. Ab 2025 soll Münchens Stromverbrauch rechnerisch komplett grün sein. Die Ökowärmewende will SWM bis spätestens 2040 abschließen. Neben regionaler Photovoltaik und Geothermie sollen auch Mieterstromprojekte und privates Engagement dazu beitragen.
Seit 2008 treiben die SWM eine eigene Ausbauoffensive für erneuerbare Energien voran. Das Ziel: Ab 2025 wollen die Stadtwerke so viel Ökostrom in eigenen Anlagen erzeugen, wie München verbraucht. 90 Prozent dieses Ziels wurden nach Angabe der SWM bereits erreicht. Beim Ausbau der Ökostromerzeugung haben vor allem Projekte im Großraum München Vorrang. „Schon heute betreiben wir hier 81 Strom-, Wärme- und Kälteerzeugungsanlagen, die regenerative Energien nutzen. Und der Ausbau geht unvermindert weiter“, berichtet Jan Morgenroth, SWM Projektmanager EE-Projekte.
In der Stadt selbst liegt der Fokus dabei auf Photovoltaik Dachanlagen, im Umland wollen die SWM weitere solare Freiflächenanlagen auf eigenen Flächen sowie auf Pachtflächen errichten und auch selbst betreiben. „Dafür suchen wir neben geeigneten Gewerbedachflächen ab 600 Quadratmetern auch passende Freiflächen in Bayern ab drei Hektar Größe“, sagt Morgenroth.
Mehr Akzeptanz durch privates Engagement
Mit den Leistungen M-Solar Plus und M-Mieterstrom haben auch Privatleute die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden. Denn viele Menschen wollen sich stärker gegen die Klimakrise engagieren. Wenn sie sich mehr einbringen können, stärkt das auch die Akzeptanz der Energiewende als Ganzes. Bei M-Solar Plus erhalten Eigenheimbesitzer Komplettpakete von der Planung der PV-Anlage über die Montage bis zur Inbetriebnahme, bei Bedarf auch gleich mit einem Energiespeicher sowie einer Wallbox zum Laden von E-Autos mit selbsterzeugtem Solarstrom. Bei M-Mieterstrom bauen die SWM eine Anlage auf dem Dach eines Mehrparteienhauses und beliefern die Bewohner mit günstigem Solarstrom.
Relativ neu ist eine Kooperation mit dem staatlichen Wohnungsbauunternehmen Stadibau. Im Rahmen einer Energiepartnerschaft wollen beide Partner bei den Themen dezentrale Energieerzeugung, Energiespeicherung, Ladelösungen und Digitalisierung der Gebäude zusammenarbeiten. Für die dezentrale Energieversorgung stellt die Stadibau beispielsweise geeignete Dachflächen ihrer Wohngebäude zur Verfügung, auf denen die SWM dann PV-Anlagen zur vorrangigen Belieferung der Mieter mit Solarstrom errichten und betreiben. Eine ähnliche Kooperation gibt es bereits mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG München. Zudem werden schon erste Gebäude mit Ladelösungen für E-Mobilität ausgestattet. Im Verkehr muss noch einiges passieren. Hier steht der Ausbau des ÖPNV sowie neuer Mobilitätsangebote in der Stadt München ganz oben auf dem To-Do-Zettel.
Auch bei der Digitalisierung, die beim Umbau des Energiesystems helfen soll, geht es voran. Sichere und energiesparende Datenübertragungswege werden künftig immer wichtiger. Unter anderem mit dem Ausbau der Smart-Meter-Infrastruktur, mit dem flächendeckenden Münchner Glasfasernetz und sogenanntem LoRa-WAN, ein Low-Power-Wireless-Netzprotokoll. In einer immer dezentraleren Energiewelt kann die digitale Steuerung und Transparenz zu Synergieeffekten und weiteren Einsparungen führen.
Bis 2040 CO2-neutral heizen
Aktuell untersuchen die SWM auch das Fernwärme- und Wärmepumpenpotenzial, denn die Energiewende ist keine reine Stromwende. Die Stadtwerke München betreiben ein über 900 Kilometer langes Fernwärmenetz in München. Derzeit läuft die mehrjährige Umstellung von Teilnetzen von Dampf- auf Heizwasserbetrieb, um den zunehmenden Anteil grüner Wärme mit Geothermie einzubinden. Auch hier gibt es hehre Ziele: Bis spätestens 2040 gilt es, den Münchner Bedarf an Fernwärme CO2-neutral zu decken, zum Großteil mit Hilfe der Tiefengeothermie.
Im Herbst 2023 sollen hierfür erste Pläne für die weitere kommunale Wärmeplanung vorgelegt werden. Diese Planung legt für die einzelnen Quartiere des Stadtgebietes fest, wie dort die Wärmeversorgung künftig aussehen wird: Das heißt im Wesentlichen entweder perspektivisch klimaneutrale Fernwärme oder dezentrale Lösungen mit einer Wärmepumpe oder Nahwärmenetze.
Die Geothermie bietet sich in Bayern als natürliche Energiequelle an. Die SWM betreiben aktuell sechs dieser Anlagen in der Stadt und der Region südlich davon. Die älteste Anlage in Riem ging schon vor 19 Jahren in Betrieb. Der Bau der siebten Anlage auf dem Gelände des Michaelibads im Münchner Osten wird derzeit vorbereitet. Im Münchener Süden und im südlichen Umland wollen die SWM, auch in Kooperation mit benachbarten Gemeinden, weitere Potenziale für Geothermie erschließen.
Virtuelles Kraftwerk wird auf der EM-Power Europe präsentiert
Die SWM sind auch in diesem Jahr wieder Aussteller auf der EM-Power. Dort präsentieren sie unter anderem ihr virtuelles Kraftwerk, die M-Partnerkraft, die für Kunden die Stromvermarktung übernimmt. Bei einem virtuellen Kraftwerk werden viele Erzeugungsanlagen und Stromverbraucher mit schaltbaren Lasten digital miteinander vernetzt. Dadurch werden Erzeugungskapazitäten realisiert, die denen großer Kraftwerke entsprechen. Das virtuelle Kraftwerk wird zentral von den SWM gesteuert und geregelt, abhängig vom Bedarf im Stromnetz.
Betreut werden Photovoltaikanlagen mit mehr als 100 Kilowatt Leistung. Die SWM bieten Vermarktungsmodelle für Eigenverbrauchsanlagen, Volleinspeiser sowie Dach- und Freiflächenanlagen innerhalb und außerhalb des EEG an. „Die SWM vermarkten den Strom an der Börse und tragen dabei auch die Risiken. Die Kundinnen und Kunden erhalten unabhängig vom Vermarktungserfolg eine transparente und marktgerechte Vergütung“, erklärt Horst-Peter Hartl aus dem Bereich Marktnahe Dienstleistungen der SWM. So entsteht eine klassische Win-Win-Situation für beide Seiten – und davon profitiert auch die Münchener Energiewende.