Das Smart Grid lebt vom permanenten Informationsfluss zwischen Millionen dezentralen Anlagen, um Stromerzeugung, -speicherung und -verbrauch jederzeit in Balance zu halten. Router übernehmen dabei die Aufgabe, die nötigen Daten auf die Reise zu schicken. Doch hin und wieder kann ein solcher Router „abstürzen“, der Datenfluss versiegt. Dann kann oft nur noch ein Neustart helfen. Das Start-up keeconn hat dafür eine einfache und sichere Lösung entwickelt.
Vom Sofa oder Schreibtisch zum WLAN-Router ist es für die meisten Menschen zum Glück nicht weit, wenn der einmal abgestürzt ist. Doch selbst die paar Schritte, um den Router neu zu starten, können lästig sein. Richtig aufwändig wird es dagegen, wenn der Mobilfunkrouter einer abgelegenen PV-Anlage ausfällt. „Dann kann der Anfahrtsweg schon mal zwei Stunden dauern“, berichtet Jan-Rewert Rulfs.
Der Gründer und Geschäftsführer der keeconn GmbH kennt das aus eigener Erfahrung. Rulfs arbeitet parallel für eine Photovoltaik-Firma in Großbeeren. In seiner Tätigkeit konfiguriert er unter anderem das Monitoring von PV-Anlagen und kümmert sich um den technischen Service. Fällt irgendwo ein Router aus und damit die Datenübertragung, muss er zu der betreffenden Anlage fahren und das Gerät manuell neu starten. Das ist wichtig, denn für größere Anlagen ab 100 kW Leistung sind die Direktvermarktung des erneuerbaren Stroms und die Teilnahme am Redispatch 2.0 verpflichtend. Beides funktioniert aber nur, wenn ständig Daten ausgelesen und übertragen bzw. empfangen werden können.
Die Anlagen, die Rulfs betreut, sind in ganz Deutschland verteilt. Irgendwann kam er auf die Idee, ein Gerät zu entwickeln, das erkennt, wenn ein Router „eingefroren“ bzw. abgestürzt ist, und ihn auch gleich neu startet. Herausgekommen ist ein kleines Teil mit großer Wirkung, das einfach im Schaltschrank installiert wird. Vor etwa drei Jahren hat Rulfs den „REBO“, den intelligenten Routerreboot, erstmals zum Testen bei einem seiner Kunden eingebaut. „Der betreibt mehrere Freiflächenanlagen bis 750 kWp, aber auch ein paar Dachanlagen, die aufgrund ihrer Größe ständig regelbar sein müssen. Immer wieder klagte der Kunde über Routerausfälle“, erzählt Rulfs. Seit er dort seine Geräte installiert hat, gibt es keine Probleme mehr.
Je nach Anlage und Routertyp kann ein Ausfall mehrmals täglich passieren. Um das „Einfrieren“ zu erkennen, überwacht der Algorithmus des REBO die Stromaufnahme des Routers. „Ein Router mit aktiver Online-Verbindung hat beispielsweise eine signifikant höhere Stromaufnahme, als wenn er abgestürzt ist“, erklärt Rulfs. „Erfasst man nun die Stromaufnahme über einen gewissen Zeitraum, lassen sich hieraus Rückschlüsse über den Zustand des Routers ziehen.
Einfach sicher
Das Besondere am REBO ist seine Einfachheit. „Es gibt auch Geräte, die einen ähnlichen Nutzen haben. Die werden aber per WLAN mit dem Router gekoppelt und stellen so eine potenzielle Sicherheitslücke dar, weil theoretisch jemand von außen über das WLAN-Netz auf die Anlagen zugreifen könnte“, sagt Rulfs. Sein Gerät sitzt dagegen lediglich in der Stromversorgung des Routers und greift keinerlei Daten ab.
Es lässt sich universell für alle möglichen Arten von Mobilfunkroutern einsetzen. Bei der Installation wird es auf den jeweiligen Router angelernt und merkt sich, wie groß dessen Stromaufnahme unter Normalbedingungen ist. Das dauert rund 20 Minuten und kann für den Einsatz an einem anderen Standort oder mit einer anderen Netzwerkkonstellation jederzeit wiederholt werden.
Wie viele unterschiedliche Anwendungen für den REBO in Frage kommen, darüber staunt auch Rulfs immer wieder. Die Mehrzahl der Anfragen komme zwar aus dem PV-Bereich, seinem Tätigkeitsschwerpunkt, doch auch für die Elektromobilität bzw. Ladesäulen oder Speicher sei das System interessant. Und sogar für Aufzüge, Mautstationen und elektronische Werbetafeln wurde schon angefragt ¬ alles Anwendungen, die Daten über einen Mobilfunkrouter versenden.
Mit seiner Installation im Schaltschrank ist der REBO bislang in erster Linie für den industriellen Einsatz konzipiert. Rulfs denkt aber bereits weiter: „Man könnte das Geräte dahingehend modifizieren, dass zum Beispiel auch Endkunden es als fertiges Steckernetzteil ganz einfach zu Hause nutzen können.“ Außerdem will er die zeitliche Auflösung des REBO weiter verbessern, denn noch braucht das Gerät fünfzehn Minuten, bis es den Ausfall eines Routers sicher identifiziert und ihn neu gestartet hat. Und natürlich hat der Tüftler noch weitere Ideen, um das Portfolio von keeconn, das er gemeinsam mit einem Geschäftspartner führt, zu erweitern. „Mir fallen ständig irgendwelche kleinen praktischen Lösungen ein, die man umsetzen könnte.“