Start-Ups bieten smarte Lösungen für smarte Netze

Pressemeldung – Mittwoch, 16. April 2025

Der Markt für Flexibilitäten gewinnt in der Stromwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Das hat zwei Ursachen: Zum einen steht immer mehr Strom aus volatilen erneuerbaren Energien zur Verfügung, der ins Netz integriert werden muss, zum anderen führt die zunehmende Digitalisierung der Stromnetze dazu, dass auch dezentrale Marktakteure mit Flexibilität Erlöse erzielen können. Diese Entwicklung spiegelt sich deutlich im Spektrum der Start-ups auf der EM-Power Europe in Halle C5 wider. Die internationale Fachmesse für Energiemanagement und vernetzte Energielösungen führt vom 7. bis zum 9. Mai Macher, Denker und Entscheider, Global Player und junge innovative Unternehmen in München zusammen. Die EM-Power Europe ist Teil von The smarter E Europe, Europas größter Messeallianz für die Energiewirtschaft. Zu deren vier Fachmessen erwarten die Veranstalter rund 3.000 Aussteller und mehr als 110.000 Besucher.

Junge Unternehmen eröffnen ihren Kunden die Möglichkeit, durch eine intelligente Steuerung von Anlagenportfolios Stromerzeugung, Speicherung und Verbrauch so zu optimieren, dass ihre Erlöse maximiert werden. Dies geschieht, indem Preisschwankungen an den Spotmärkten genutzt oder Systemdienstleistungen bereitgestellt werden, die von den Netzbetreibern honoriert werden. Das Geschäftsmodell der Start-ups besteht vielfach darin, ihren Kunden durch smarte Software-Plattformen einen niederschwelligen Zugang zu den Flexibilitätsmärkten zu schaffen, etwa mittels innovativer Software, die auf bereits vorhandener Hardware laufen kann.

Start-ups präsentieren auch in diesem Jahr wieder Innovationen und Ideen auf EM-Power Europe.

Vorbild Smartphone: Steuerung aller Verbräuche mit nur einem Gerät

Die intelligente Steuerung von dezentraler Erzeugung und Verbrauch ist das Ziel der Spine GmbH. Sie wurde im Februar 2024 in München von drei Partnern gegründet, die zuvor in leitenden Positionen bei Solarunternehmen tätig waren und sich selbst als „Erneuerbare-Energie-Enthusiasten“ bezeichnen. Das Unternehmen entwickelt eine Software-Plattform für Energieanwendungen, die lokal im Zählerschrank auf einer Steuerbox läuft. Darauf lassen sich Apps für die netzdienliche Steuerung ebenso installieren wie Apps für die marktorientierte Steuerung, beispielsweise in Kombination mit dynamischen Stromtarifen. Die Besonderheit sei die neu geschaffene Möglichkeit, alle Anwendungen über nur ein einziges Gerät zu steuern: „Man muss sich das vorstellen wie bei einem Smartphone, wo auch die unterschiedlichsten Anwendungen auf einer Hardware laufen“, erklärt Co-Founder und Geschäftsführer Martin Stötzel. Es sei schließlich nicht sinnvoll, in jeden Zählerschrank für jede Anwendung eine separate Box zu verbauen, die jeweils nur bestimmte Funktionen erfüllt. Das kostet Zeit, Geld und außerdem Platz im Zählerschrank. Zielgruppe von Spine sind Energieversorger sowie Elektroinstallateure, die ihren Kunden eine intelligente Steuerung von Wärmepumpen, Wallboxen und Speichern ermöglichen möchten. Deren Zielgruppen wiederum sind das Gewerbe und die Wohnungswirtschaft mit größeren Objekten.

Optimierung nach Marktsignalen auch für kleine Erzeuger

Die Steuerung auf Basis der Märkte kann auch Stromerzeugern Zusatzerlöse schaffen. In diesem Segment tritt die Bohr Energie SAS aus dem französischen Puygouzon an. Das Unternehmen optimiert für Betreiber von Photovoltaik-, Wasserkraft- und Windkraftanlagen sowie von Batteriespeichern die Produktion auf Basis der Marktsignale. Das Start-up wurde im Jahr 2020 von vier Partner gegründet, von denen zwei aus dem Energiegroßhandel kamen und zwei aus der Branche der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien. Bisher war das Unternehmen nur in Frankreich aktiv, nun strebt es auch auf andere europäische Märkte. Dabei tritt Bohr Energie als Aggregator auf, bündelt also auch kleine Leistungen, um damit am Markt agieren zu können. Auch kleine Stromerzeuger könnten profitieren, betont das Unternehmen: „Unser Angebot richtet sich an alle Erzeuger bereits ab 500 Kilowatt“, sagt Julien Haure, Präsident des Unternehmens. Durch das Fernmanagement der Anlagen vermeide man zum Beispiel Verluste im Zusammenhang mit negativen Preisen und maximiere den Wert der Stromproduktion. Mit einer App kann der Anlagenbetreiber jederzeit auf die Daten zugreifen. Vor allem die geringe Einstiegsleistung hebt Haure als Besonderheit von Bohr Energie im Vergleich zu Mitbewerbern hervor.

Einnahmen aus der Vermarktung von Blindleistung

Einen jungen, gerade erst im Entstehen begriffenen Markt bedient die Blindleister GmbH aus Berlin. Das im Jahr 2025 gegründete Start-up will Betreibern von Photovoltaik- und Windkraftanlagen sowie von Batteriespeichern ermöglichen, durch den Verkauf von Blindleistung Zusatzeinnahmen zu generieren. Das Geschäftsmodell wurde möglich, weil die Lieferung von Blindleistung inzwischen von den Übertragungsnetzbetreibern und großen Verteilnetzbetreibern ausgeschrieben wird, also nicht mehr standardmäßig von den Kraftwerken der etablierten Stromwirtschaft bereitgestellt wird. Teilnehmen an dem Markt können alle Stromerzeuger oder Speicher, die ins 110-Kilovolt-Netz und höher einspeisen. Die Erzeugung von Blindleistung ist durch Zugriff auf die Steuerung des Frequenzumrichters der Erzeugungsanlage möglich. Blindleister hat eine cloudbasierte Software entwickelt, die die Anlagen befähigt, ihr Potenzial für Netzdienstleistungen zu nutzen und zu maximieren. Die dezentralen Anlagen werden dann von dem Unternehmen zu einem virtuellen Kraftwerk für Blindleistung zusammengeschaltet. Mitbegründer und Geschäftsführer Niklas Reinhardt erläutert: „Im Normalfall muss man an der Anlage hardwaremäßig gar nichts nachrüsten.“

Netzwerksicherheit auf Mikro- und Makroebene

Die zunehmende Digitalisierung in der Stromwirtschaft erfordert immer ausgefeiltere Lösungen für die IT-Sicherheit. Die im Jahr 2020 gegründete Narrowin GmbH in Liestal in der Schweiz ist ein Anbieter von Sicherheits- und Netzwerktechnik für Unternehmen und Institutionen, die als kritische Infrastruktur besonderen Schutz für ihre IT- und OT-Netze benötigen. OT steht dabei für Operational Technology, also Netzwerke von Sensoren und Aktoren, die Anlagen und Prozesse überwachen und steuern. Angesprochen werden neben Energieversorgern systemrelevante Einrichtungen wie etwa Krankenhäuser. Ein Produkt von Narrowin für die Absicherung auf der Mikroebene ist eine Netzwerkdiode – eine Mini-Firewall, die als Plug&Play-Gerät zwischen Endgerät und Netzwerk geschaltet werden kann. Sie kann zum Beispiel eine Trafostation im Stromnetz bidirektional absichern. Damit werde ebenso verhindert, dass Schadsoftware aus dem Netz auf vulnerable Systeme in der Trafostation übergreifen kann, wie auch Angriffe über die Trafostation – etwa vom Laptop eines Monteurs – ins Netz geführt werden können. Ein Produkt auf der Makroebene ist der Netzwerk Explorer, eine Software, die schnelle und tiefe Einblicke in das vorhandene Netzwerk ermöglicht. Sie visualisiert und charakterisiert die Topologie eines Netzwerks, sammelt dabei Informationen über Netzwerkgeräte und Hosts und hilft, Maßnahmen zu identifizieren, mit denen die Sicherheit und die Stabilität des Netzwerks verbessert werden kann. Tim Senn, Mitgründer von Narrowin erklärt: „Die Software hilft, das Netzwerk mit seinen Sensoren und Aktoren zu verstehen, zu segmentieren und Ursachen von Störungen schneller zu finden und zu beheben.“

Start-ups live erleben in Halle C5

Alle vorgestellten Unternehmen sind Teil der Start-up Area auf in Halle C5 – dem Treffpunkt für innovative junge Unternehmen mit Lösungen für die Energiezukunft. Besucher haben hier die Gelegenheit, mit den Teams – unter anderem von Spine, Bohr Energie, Blindleister und Narrowin – persönlich ins Gespräch zu kommen, Technologien kennenzulernen und neue Impulse für eigene Projekte zu gewinnen. Auf 4.000 Quadratmetern präsentieren sich rund 150 Start-ups mit frischen Ideen für smarte Netze und Energiemanagement.

Die EM-Power Europe sowie die Parallelveranstaltungen Intersolar Europe, ees Europe und Power2Drive Europe finden vom 7. bis 9. Mai 2025 im Rahmen von The smarter E Europe, Europas größter Messeallianz für die Energiewirtschaft, auf der Messe München statt.

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